STEREO von Ulrich Michalik  
     
  Nitty-Gritty Basic  
     
  Der Rest der Menschheit wird Sie zwar für verrückt erklären, doch für Sie als Analogfan gibt es kaum eine Möglichkeit, sinnvoller zu investieren, als in eine Plattenwaschmaschine. Die Nitty-Gritty Basic im Praxistest.

Machen wir uns nichts vor: Die grosse Zeit der schwarzen Scheiben ist vorbei. Ein für allemal. Über die Hintergründe wollen wir an dieser Stelle nicht weiter lamentieren; das hiesse nur politische, oder sagen wir besser: finanzielle Machenschaften ans Licht zu zerren, im tiefen Sumpf konzernübergreifenden Absprachen und Strategien zu waten. Freilich, nur Blauäugige glauben, Vinyl wurde ausgemustert, weil es der schlechtere Informationsträger war. Und doch, es gibt noch schwarze Scheiben. Sie werden, wenn auch in ständig sinkenden Stückzahlen, nach wie vor gepresst und vor allem, es gibt Milliarden gebrauchter Schallplatten. Bei Musikliebhabern, die nicht auf sie verzichten wollen und bei Sammlern, die sie wie ihren Augapfel hüten und Fabelpreise dafür bezahlen. Bei Zeitgenossen, denen sie gleichgültig sind, die sie ausgemustert haben, bei denen sie vergammeln oder die sie los werden wollen. In Second-Hand-Läden und auf Flohmärkten. Hier lohnt es sich zu suchen. Und spätestens dann wird eine Plattenwaschmaschine zum unverzichtbaren Bestandteil der HiFi-Anlage.

Kollege Jürgen Egger lieferte zum Themenkomplex den idealen Ratschlag. Auf die Frage eines Analogfans, ob sich die Mehrausgabe für Laufwerk X im Vergleich zu Laufwerk Y lohnen würde, antwortete er: "Nimm' Laufwerk Z, und kauf' Dir für das ersparte Geld lieber Platten und eine gescheite Waschmaschine." Nun kann man für Plattenwaschmaschinen beinahe beliebig viel ausgeben; woran ein echter Mangel herrscht, das sind preisgünstige, auch für gelegentliche Wäscher interessante Geräte. Mit Schwamm und Bürsten selbst Hand anzulegen und anschliessend die LPs auf der sprichwörtlichen Leine zu trocknen, ist unserer Erfahrung nach nicht der geeignete Weg. Zu gross dabei die Gefahr, das schwarze Gold zu beschädigen, die Wahrscheinlichkeit, die Platten absolut rückstandslos sauber zu bekommen. Elektrische Absaugung der Reinigungsflüssigkeit lautet das Zauberwort, und das derzeit wohl preisgünstigste Maschinchen dafür kommt aus den Vereinigten Staaten, hört auf den bezeichnenden Namen Nitty-Gritty Basic.

Die Bedienung des zugegeben etwas archaisch anmutenden US-Waschsalons gestaltet sich beispielhaft einfach: LP drauf, mit Tinktur grosszügig benetzten, per Hand ein paar Umdrehungen, damit das Bürstchen den Dreck aus den Rillen befördert, elektrische Absaugung aktivieren und schon glänzt eine Plattenseite so schwarz wie nie zuvor. Bei hartnäckigen Verschmutzungen - Fett, Zigarettenasche, Cola oder stärkeren Drogen - einfach das Waschmittel ein wenig länger einwirken lassen oder gegebenenfalls die ganze Prozedur wiederholen. Oder zweimal. Was die generalgereinigten Scheiben dann von sich geben, ist klanglich mitunter frappierend: entschieden weniger Störgeräusche, gesteigerte Räumlichkeit, klarere, frischere Höhen, höhere Impulsivität und Feindynamik und vor allem ein Detailreichtum, der selbst Optimisten höchst angenehm überrascht. Und das sogar bei taufrischen, ungespielten Platten.